Die heute noch existierende Brücke über den Seenbach wurde im Jahre 1599 erbaut und steht unter Denkmalschutz, ist sie doch der einzig baulich erhaltende Zeitzeuge aus der Geschichte des Merlauer Schlosses (1583 bis 1810). Sie war einst die Verbindung zwischen dem Dorf und dem Schloss. Steinbogenbrücken waren bis ins 16. Jahrhundert im Steinbrückenbau die dominierende Bauweise. Der Bau solcher Überführungen beruhte auf großer Erfahrung, sollten sie doch unter dem Tragwerk bestehen und ihrer Dauerhaftigkeit Rechnung tragen.
Wenn wir heute über die Schlossbrücke gehen oder fahren, denken wir vielleicht nicht an ihre Geschichte. Aber halte einen; Moment inne und denke an die vielen Tausende, die die Brücke vor uns benutzt haben. Arbeiter, Bauern, Familien, die die Brücke einfach nutzten, um im Alltag den Seenbach zu überqueren. Aber auch die Jagdgesellschaften, die in ihrer Blütezeit als Jagdschloss vom Schloss aus aufgebrochen wären. Die Hochzeitsgäste der Witwe Maria, die 1611 den Grafen Philipp von Mansfeld heiratete, hätten mit ihren Bediensteten, Familien und Knechten den Seenbach überquert. Während des Dreißigjährigen Krieges hätte die Brücke schwedische und deutsche Truppen zusammen mit umherziehenden Banden aus ganz Europa gesehen. In späteren Jahren folgten ihnen zu verschiedenen Zeiten preußische Kavallerietruppen und dann französische Infanteristen. Im Jahr 1797 nutzten die Franzosen das Schloss ein halbes Jahr lang als Lazarett und man kann sich gut vorstellen, wie sich erholende französische Infanteristen auf der Brücke die Zeit vertrieben. Und natürlich führte in jüngerer Zeit ein Teil des amerikanischen Militärvormarsches durch Deutschland über die Schlossbrücke, lange Kolonnen von Panzern und Infanteristen folgten einmal mehr den Fußstapfen vergangener Armeen. Die alte Schlossbrücke hat, fast unbemerkt, das Gewicht der vergangenen Geschichte in ihrer mehr als 400-jährigen Lebenszeit getragen |