eichborn


Seit uralten Zeiten fließt ständig frisches Wasser aus einer Quelle, die verborgen in den Tiefen des Burgwaldes liegt. Es gibt Hinweise darauf (z.B. durch einen terrassenförmig angelegten Hang aus der Epoche der Kelten), dass der Wald bereits vor Jahrtausenden besiedelt war und die Quelle sicher auch da schon eine lebenswichtige Bedeutung hatte.

Ein erster schriftlicher Nachweis aus dem Salbuch von Merlau von 1590 belegt, dass die Quelle zur Wasserversorgung des Schloßes, das Landgraf Ludwig IV (von Hessen-Marburg) Ende des 16. Jahrhunderts erbauen ließ, entscheidet beitrug. Das Schloß gibt es nicht mehr, die Quelle aber blieb.

Einst durch ein Steinhaus geschützt, später durch eine einfache Holzkonstruktion überdacht, zuletzt in Steinringe gefasst, war die Quelle schon immer durch Menschenhand geprägt und somit ein Ort der Begegnung mit einem Teil der Merlauer Geschichte inmitten der Natur.

Seit langem ist es Tradition, dass Eltern und Großeltern, Geschwister und Paten für die Taufe ihrer Kinder „lebendiges Wasser“ aus dieser Quelle entnehmen. So wurden mit dem Wasser des Eichbörnchens schon viele Menschen aus Merlau und der umliegenden Dörfer getauft. Dieser alte Brauch hat somit nicht nur eine große spirituelle Bedeutung, sondern ist von weiterem kulturellen Wert für das Dorfgeschehen.

[ Erfahren Sie mehr über die Geschichte der alten Brunnen]

Der Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V., der sich für die Kartierung und den Schutz von Quellen u.a. auch im Vogelsbergkreis engagiert und sich zudem für deren naturnahen Zustand zur Verbesserung des Lebensraumes von Pflanzen und Lebewesen einsetzt, hat in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises entschieden, das Eichbörnchen zu renaturieren. Und so wurde im Herbst 2020 die Steinfassung der Quelle durch das Forstamt Hessen entfernt.

Mehr als unbefriedigend daran war nicht nur, dass nun keine Taufwasserentnahme mehr möglich war und die alte Tradition damit erlosch, sondern dass bei der gesamten Maßnahme die dem Quellschutz zugrunde liegenden „Quellengrundsätze“ völlig unberücksichtigt blieben, nämlich die erforderliche Überprüfung „kulturhistorischer Werte“ vor einer Renaturierung.

Blick auf das Eichbörnchen, wie es früher einmal war

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Die „Interessengemeinschaft Eichbörnchen“ (IG-EB), die sich seitdem für den Rückbau des Eichbörnchens stark machte, um das alte Brauchtum der Taufwasserentnahme zu erhalten, setzte sich erfolgreich für die Registrierung des „bestehenden Natur- und Kulturdenkmals Eichbörnchens“ auf der Grundlage des Hessischen Denkmalschutzgesetzes ein.

Unterstützend standen dem Projekt das Hess. Landesamt für Denkmalpflege in Marburg, die Gemeinde Mücke, der Kirchenvorstand sowie unsagbar viele Bürger (wovon sich über 100 Personen mit ihrem Eintrag an der Petition für den Rückbau der Quelle aussprachen) als Paten bei.

Er folgten im Laufe der Jahre viele Gespräche, unzählige Telefonate, zwei Projektbeschreibungen, eine Rammbohrung, eine Vielzahl von Vor-Ort-Terminen, diverse Anträge, zahlreiche Schreiben, etliche Protokolle und trotzdem blieb eine Einigung aller Beteiligten bislang aussichtslos.

Im Frühjahr 2023 bestätigte ein Vertreter des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie aus Wiesbaden, dass eine denkmalerhaltende Quellfassung den Naturschutz nicht ausschließe und somit den Lebensraum von Pflanzen und Lebewesen nicht beeinträchtigen werde.

So sah das Eichbörnchen in den letzten vier Jahren aus.....

Graben

Nach fast endlos erscheinenden vier Jahren endete im Dezember 2024 die Odyssee des Eichbörnchens. Auf Veranlassung der Kreisverwaltung aus Lauterbach wurde eine neue Entnahmestelle oberhalb des Quellbereichs neu gefasst. Über ein Auslaufrohr ist die Taufwasserentnahme nun wieder möglich. Der in 2020 renaturierte Quellbereich wurde dabei als Lebensraum für Pflanzen und Tiere nicht beeinträchtigt.

Das Eichbörnchen steht nun dort, wo es seit vielen, vielen Jahren steht, vielleicht seit Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Jahren. Seine vierjährige Abwesenheit zählt wenig im Vergleich zu seiner langen Geschichte, aber wir müssen den vielen Menschen danken, die sich beharrlich für seine Wiederaufstellung eingesetzt haben. Ohne ihr Engagement hätten wir nichts erreicht.



Und so ist das Eichbörnchen nun wieder hergestellt

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Wir sollten uns daran erinnern, dass es beim Denkmal nicht nur darum geht, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern auch an die Zukunft zu denken.